3 Wochen HALLEpulk – So wars…

Wir haben euch eingeladen. Zum Kennenlernen.
Ihr kommt rein. Ihr rennt. Ihr schreit. Ihr schaut vorsichtig. Guckt. Nehmt alles auseinander. Das ist euer Raum und eure Zeit ab jetzt. Ihr jubelt. Ihr fragt, was ihr verbrennen könnt. Ihr findet in 5 Sekunden die Spraydosen, ihr wollt alles ansprühen, aber habt doch Respekt vor allem, was besser nicht angesprüht werden sollte. Ihr sitzt weinend in der Ecke, weil ihr alles falsch macht, denkt ihr. Ihr lacht über das ganze Gesicht, weil hier alles erlaubt ist. Ihr streitet euch. Nur so zum Spaß. Und bekämpft euch auf der Tanzfläche.

Ihr seid aus Albanien, Polen, Italien. Aus der Türkei und aus Equador. Ihr seid deutsch. Und in Deutschland geboren.
Ihr liebt eure Herkunft und eure Heimat. Die Sommerferien gehören dem Land eurer Eltern. Hier wollt ihr bleiben, weil man hier besser verdienen kann. Ihr wisst nicht was ihr werden wollt. Vielleicht Künstlerin als Nebenberuf. Arzt wollt ihr nicht, zu viele Tote. Außerdem ist das Abi schwer, denkt ihr. Ihr macht euch keine Sorgen. Wird schon alles sagt ihr. Ihr seid alleine in die erste Klasse gegangen, also wird das auch beim Schulwechsel in die fünfte Klasse klappen. Schule ist doof, aber eigentlich ok. Ihr habt Handys. Spielt ne Runde oder geht Live auf Insta. Ihr packt das Handy weg, viel zu cool hier. Eure Lehrerin erkennt ihr am Iphone 13. Ihr rappt: Hausaufgaben in den Müll, Netflix, Youtube. Ihr rappt: Mega mega Megaphone. Ihr wollt ein Megaphone. Ihr rappt: Pferde sind toll, Pferde sind nice, reiten mit den Freundinnen ist sooooo cooool. Ihr malt Katzen aber mögt sie nicht. Ihr habt zwei Kaninchen. Eure Katastrophe ist, wenn der Hund stirbt. Oder ihr umzieht. Oder die Schule explodiert. Das ist aber noch nie passiert. Ihr wisst vom Klima und dem Zeugs und auch von der Ukraine. Das ist nicht weit weg, das wisst ihr, aber macht euch keine Angst. Nicht wirklich. Angst habt ihr vor Spinnen und vor der Achterbahn und dass eurem kleinen Bruder etwas passiert. Ihr könnt ja nicht ewig auf ihn aufpassen. Ihr passt auf euch auf, egal wie ihr die anderen findet. Meistens. Auch wenn ihr viel älter seid als eure Klassenkamerad*innen, weil ihr kein Deutsch konntet als ihr kamt. Jetzt sprecht ihr perfekt deutsch und könnt Tiktok. Also diese Tänze. Zu Cheerleader oder zu Belele oder ABCDE. Ihr tanzt. Mit euren Lehrerinnen. Mit Freundinnen oder auch alleine. Ihr malt. Irgendwas. Keine Ahnung was. Irgendwas. Egal. Einfach irgendwas. Ihr malt malt malt, eure Kleidung an. Ihr weint. Kein Grund zum weinen sagt ihr. Papa wäscht. Ihr sitzt da, im schwarzen Mantel. Keinen Bock? Doch doch ihr beobachtet nur. Und alles klar? Ja alles im grünen Bereich. Ihr esst Popcorn. Immer mehr Popcorn Mit Zucker. Mehr Zucker Ihr leckt die letzten Zuckerkörner aus der Maschine und sucht zertretene Popcornkrümmel auf dem Boden. Ihr mögt kein Chile sin Cane und fragt nach veganen Hotdogbrötchen. Ihr helft gerne beim kochen und fragt wann es endlich Essen gibt. Ihr wärt gerne einen Tag ein Marmeladenbrötchen, da lebt man gefährlich. Ihr fragt, wo die Teller sind, weil irgendwie die Hängeschränke einer normalen Küche fehlen, ihr fragt ob ihr die Hände waschen dürft. Ihr springt Klavier. Wann ist das Trampolinklavier wieder auf, fragt ihr jeden morgen. Ihr fragt, wie alt wir sind, Ihr fragt, warum wir das machen. Ihr liebt diese Halle. Ihr liebt das Chaos, ihr liebt es euch zu verkleiden, ihr liebt Theater. Also Musical. Also so Musik sollte schon immer dabei sein. Aber es muss um was gehen. Gender und Gerechtigkeit. Auch Rassismus. Weil der doof ist. Den gibt es, auch wenn ihr ihn noch nie erlebt habt. Sagt ihr.
Ihr. Ihr seid viele. Ihr seid 5, ihr seid 10, ihr seid 14. Ihr seid zu viele um euch Ihr zu nennen, wir sind zu verschieden um uns Wir zu nennen. Burak, Hannah D., Marouf, Lisa, Norman, Nele, Franzi, Conni, Simon, Christina und ich haben eingeladen. Menschen jeglichen Alters. Um euch kennen zulernen. Jede und jeden ein bisschen.