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Suche nach Freiheit endet für Freundinnen tragisch Die Vorstellung von pulk fiktion „ein stück autokino“ sorgt für volles Theater

Die vier jungen Künstler vom Ensemble pulk fiktion haben am Freitagabend bei der Kinder- und Jugendtheaterwoche „ein stück autokino“ auf die Bühne gebracht. Die Vorstellung glänzte durch Charme, Witz und vor allem dem Einsatz einer Live-Kamera. Die Geschichte ist auf den ersten Blick wenig originell: Zwei junge Frauen machen sich in einem geklauten Auto auf den Weg in ein Abenteuer. Sie lassen ihre alten Leben zurück, stehlen sich ohne einen Plan von ihren Verpflichtungen davon – im Glauben, dass alles noch vor ihnen liegt. Die beiden Freundinnen Hannah und Manuela wollen Freiheit und das Leben genießen. Dabei folgt die Inszenierung „ein stück autokino“ der Handlung eines klassischen Roadmovie. Die Protagonistinnen brechen aus der Konvention aus, begeben sich auf die Straße und kommen natürlich vom „rechten“ Weg ab. Nachdem sie das Auto geklaut und eine Bank überfallen haben, flüchten sie vor der Polizei und enden in einer schier ausweglosen Situation. Eine Geschichte, deren Ende absehbar ist und schon oft erzählt wurde. Und trotzdem gelang es dem Ensemble pulk fiktion am Freitag eine mehr als gelungene Aufführung im Theater am Schwanhof abzuliefern. Die Darstellerinnen Hannah Biedermann und Manuela Neudegger überzeugten mit einer hervorragenden Schaupsielleistung und witzigen Dialogen. Mit Hilfe von Einspielungen der Live-Kamera, geführt von Nele Jeromin, wurden auf der kleinen Bühne viele Variationen von Situationen und Räumen dargestellt. Die Reise im Auto, die Fahrt auf der Achterbahn, der Aufenthalt am Strand sowie die Perspektive der Polizisten Schmidt und Schmitz konnten in der Inszenierung von Eva von Schweinitz mit geringem und doch originellem Technikeinsatz auf einer Leinwand gezeigt werden. Obwohl das Stück nicht einmal 60 Minuten dauerte, gelang es, viele Themen anzusprechen und Stimmungen zu erzeugen. Getrieben von einem Wunsch nach Freiheit, Spaß und nicht endender Jugend begeben sich die Mädchen auf ihre abenteuerliche Reise. Mit schrillen Perücken und coolen Sonnenbrillen kann ihnen nichts und niemand etwas anhaben. Doch die Realität holt sie ein. Erinnerungen an die Probleme und Unsicherheiten ihres alten Alltags können sie nicht vergessen und das neue Leben als Gesetzlose auf der Flucht ist nicht von Dauer. Die anfängliche Befreiung von jedem Zukunftsplan wird den Freundinnen am Ende zum bitteren Verhängnis: Ganz ungeplant muss nicht nur einer ihrer Verfolger sein Leben lassen, sondern auch die Mädchen selbst. Marburger Neue Zeitung, 14.03.2010