Rest der Welt Presse 2

Vom Umgang mit der Nachricht – Ensemble „pulk fiktion“ zeigt den „Rest der Welt“ im Theater Marabu

„Schön ist es auch anderswo und hier sind wir sowieso“, hat Wilhelm Busch das Vergnügen am Fernrohr erklärt. Es ist auch das Prinzip Fernsehen: Schnell wie das Licht ist das Bild von weither da, schneller geht es nicht. Schon Aischylos ließ im Theater seine Landsleute vor Troja die Siegesnachricht mit einer Signalfeuerkette nach Mykene übermitteln. Troja ist dabei etwas unsicher, aber die Art der Nachrichtenübermittlung war bekannt. Wir haben es einfacher, wir drücken ein Knöpfchen und haben im selben Augenblick den „Rest der Welt“ auf dem Bildschirm. Unter diesem Titel hat am Wochenende das Ensemble „pulk fiktion“ eine Uraufführung im Theater Marabu in der Brotfabrik gespielt. Der Rest sind alle, uns selbst abgezogen.

Wie man aller anderen in Bild und Ton habhaft werden kann, haben Hannah Biedermann und Karoline Kähler in einer wirklich hübschen Show demonstriert. Und zwar als „Lecture Performance“ für Zuschauer ab zehn, was das Mindeste ist, wenn es um die Wichtigkeit Nachricht geht und Beamer, Live-Kamera oder Geräuschmaschine zum Einsatz kommen.

Die wichtigste Frage wird gleich beantwortet, wie geht es bei den Nachrichtensprecherinnen da weiter, wo das Bild aufhört? Natürlich ist alles da wie bei anderen jungen Frauen, Schuh und Strumpf und Rock und Hose. Man kann nicht alles auf einmal haben. Die beiden Damen machen es mit einer hoch und runter bewegbaren Leinwand, oben sprechen sie, unten schubbeln sie mit der Schuhspitze am Bein, was aber das Publikum gewöhnlich nicht zu sehen bekommt.

Die Kinder dürfen fragen, ein Junge will wissen, wer die ersten Nachrichten erfunden hat. Je nach Betonung ist es die Frage des Tages. Da hätte man einhaken können. Skepsis gegenüber den Nachrichten kann man nicht früh genug üben. An anderer Stelle tut man das auch, wenn Kinder spielerisch darstellen, wie viel Platz Information, Unterhaltung, Lifestyle bei den einzelnen Sendern bekommen. Warum das so ist, lernen sie später. Auch Tricksen mit Bildern ist ein Thema.

Also, das ist alles sehr gut gemacht, unterhaltsam und lustig. Die Kinder sind mit Spaß und Hallo bei der Sache. Vom 16. bis 18. Oktober gibt es in der Brotfabrik nochmal eine Aufführungsserie. Sehr empfehlenswert!

Bonner Rundschau vom 20.07.2011